Das letzte Drittel beginnt

Das letzte Drittel beginnt

07.05.2022
Genau mit dem heutigen Tag beginnt bereits das letzte Drittel von Julias Auslandsjahr. Coronabedingt waren es nur 11 Monate statt eines vollen Jahres, aber uns wird es gereicht haben. Heute sind es noch 109 Tage (ja, wir zählen die Tage von Anfang an). Und es fühlt sich anders an, als ich dachte. Das letzte Drittel fühlt sich an, als wären es nur noch ein paar Tage. Vielleicht liegt es auch etwas daran, dass wir in letzter Zeit so viele andere Sorgen hatten, dass sogar Julias Aufenthalt ein wenig in den Hintergrund getreten ist, denn erst waren nacheinander erst Niklas, dann Karen und ich und schließlich Victoria von Anfang April an an Corona erkrankt und schließlich verstarb am 15. April die geliebte Mutter und Oma, meine Schwiegermutter Anne. Es unseren beiden Kindern hier in Deutschland mitteilen zu müssen war schon die Hölle. Es Julia über WhatApp sagen zu müssen und sie nicht einmal in den Arm nehmen zu können und dann irgendwann auflegen zu müssen, das war schlimm.

Aber Julia ist ein wenig wie ihre Oma war: es geht weiter! Sie lenkt den Blick nach vorne. 

Lest weiter, unten wird's wieder besser... :)

Abel, Emma und Julia-Marie in Kpalimé, Togo im Mai 2022


Der Malkurs geht weiter
Malkurs bei Meister Asanti in Kpalimé, Togo

Meister und Schülerinnen präsentieren stolz ihre Werke 👍

Malkurs bei Meister Asanti in Kpalimé, Togo

Trommel- und Tanzkurse
Die Ladies haben einen Tanz- und Percussionskurs belegt. Die Trommel heißt übrigens "Djembé". Perel, der Leiter der IVA, hat tatsächlich vier von diesen coolen original-Togo-Trommeln besorgt und Julia überlegt schon, wie sie ihre Riesentrommel nach Deutschland bekommen kann. Denn auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so wirkt. es macht ihr großen Spaß. Man ist halt mit deutscher Ernsthaftigkeit dabei, was Euphorie irgendwie ausschließt. :)
Tanz- und Percussionskurs in Kpalimé in Togo


Tanz- und Percussionskurs in Kpalimé in Togo



Der erste FSJ'ler geht
Etwas überraschend für uns verlässt der erste FSJ'ler bereits jetzt Togo. Ein Mittelfußbruch lässt es auf Grund der langen Heilungsdauer sinnlos erscheinen, weiter in Togo zu bleiben. Wie wir erfahren mussten, planen auch andere FSJ'ler ihre vorzeitige Abreise. Der Grund dafür ist aus meiner Sicht ziemlich frustrierend: oft ist es ein Mangel an Beschäftigung. Viele FSJ'ler sind - vorsichtig ausgedrückt - unterbeschäftigt. Man kam natürlich unbedingt auch, um Land und Leute, eine fremde Kultur kennenzulernen, aber man wollte natürlich auch etwas Sinnvolles tun, schlichtweg helfen. Das ist nicht in jedem Fall geglückt. Bei Julia und ich denke auch bei Meike ist die Beschäftigung gewährleistet, auch wenn das Krankenhaus für Julia viel Zeit zum Zocken auf dem Handy bot... aber das gilt allgemein wohl auch für Julias Kolleginnen und Kollegen. Julia hat jedenfalls den festen Willen, bis zum 24. August, also bis zum planmäßigen Ende des FSJ-Jahres, in Togo zu bleiben. 

Chirurgie - die letzte Abteilung
Ursprünglich erst zum Ende Mai geplant, kamen Lucie und Julia schon jetzt in die Chirurgie, ihre letzte Abteilung im Krankenhaus. Und wie es aussieht, hat sich das Warten gelohnt. Zu Karen sagte Julia etwas wie "Ich habe schon jetzt am ersten Tag mehr Wunden gesehen, als in den ganzen Monaten zuvor!". Und nach dem Unterton zu schließen muss das wohl was Gutes sein. 😂



Julia hat's nun auch erwischt ...
Nachdem offenbar alle FSJ'ler seit ihrer Ankunft ein- oder mehrmals erkrankt waren, hatte es nun auch Julia mächtig erwischt. Es ging ihr einige Tage furchtbar mies. Klar, für uns Eltern natürlich belastend, weil man mal wieder viel zu weit weg ist, um zu helfen. Gute Ratschläge nur online. Vielleicht anhand der Symptome Heilmittel (Wirkstoffe) empfehlen oder - wie Karen - eigene WhatApp-Gruppen um Hilfe fragen, weil sich dort auch Mediziner tummeln. Also: wieder mal hilflos...

Moto fahren
Dass es Julia ist, die wir hier auf dem Fahrersitz von Abels nagelneuem Moto sehen ist nicht bewiesen. Wahrscheinlich vielleicht, aber nicht bewiesen... 😁

        


Dinge altern schneller in Togo
Julia hatte u.a. ein Blatt Karten von uns bekommen. Beim Spiel benötigten Sie einige Karten nicht und haben sie aussortiert. Schon am nächsten Tag legte man die Karten wieder zusammen (Ergebnis siehe unten). Merke: Hitze und Feuchtigkeit sind nicht gut für Papierspielkarten ...


Anbau von Yams-Wurzeln
Maman Thérèse aus dem Centre verdient einen guten Teil des Lebensunterhaltes für das Centre mit dem Handel von Yams-Wurzeln. Sie sind so ungefähr das Pendant zur Kartoffel in Deutschland. Grundnahrungsmittel eben. 

Hier ein aktuelles Bild der letzten Lieferung ... dachte ich. Tatsächlich zeigt es einen Kunden, der sich selbst mit Yams eindeckt. Julia schrieb mir heute: 

"Die Yams werden mit einem Auto gebracht, dass fast schon nicht mehr fahren kann weil es so alt ist :)  ... Aber stimmt, es wird mega viel was gekauft wird auf dem Moto transportiert. U.a. Ziegen, riesige Fensterscheiben (1,5mx1,5m) und auch diese Stahlstäbe (die man in DE on die Betonwände macht) werden einfach hinterhergezogen. Da bekommen die anderen Fahrer immer schon Steinchen ins Gesicht".

Wobei die Stahlstäbe offenbar vom Sozius hinten drauf einfach festgehalten werden und der Plan ist, dass ihm kein Stahlstab aus der Hand fällt.

Karen hat mir vorhin erzählt, dass sie schon gleich zu Beginn ein Moto gesehen hat, wie auf einem Moto zwischen dem Fahrer und dem Sozius (dem Mitfahrer) zwei Ziegen transportiert wurden. Na ja, und hier eben Yams-Wurzeln:

Kunde holt Yamswurzeln beim Centre ab. Kpalimé, Togo.


Zudem hatte ich Julia gebeten mir doch zu zeigen, wie man Yams anbaut und nachfolgend seht ihr ein original Yams-Feld:

Yams-Feld in Kpalimé, Togo


Parttytime in Togo!
Ein Freund von Abel (Wie soll's anders sein?! Der Kerl ist einfach großartig.) hat für die Mädels T-Shirts auf den Markt geschmissen, damit die Ladies ein wenig Werbung machen für seinen Laden. Darum sind bei dieser Party alle in Orange.





Epilog

Ihr merkt sicher, die Abstände zwischen den Posts werden größer, insbesondere seit Beginn dieses Jahres. Alltag und Routine kehren ein. Sowohl bei Julia als auch bei uns. War alles alltägliche zu Beginn noch neu und bemerkenswert ist es heute, na ja, eben alltäglich geworden. 

Im Juni, also im nächsten Monat, wird Julia 20 Jahre alt. Niemand von uns hätte gedacht, dass wir an diesem Tag gut 8.000 km von einander getrennt sein würden. Wir haben ein kleines Geburtstagspaket auf den Weg gebracht und hoffen sehr, dass es noch pünktlich ankommt. Seit dem 31. März ist nämlich bereits ein Paket unterwegs und es ist gerade einmal bis Frankfurt gekommen, nachdem es vier Wochen lang in Rodgau herum lag (kann man alles über die DHL-App nachvollziehen und langsam irre werden). Nun, vielleicht erreichen beide Pakete Julia an einem Tag. Das zweite haben wir jetzt als Premium-Versand losgeschickt. Hätte auch nicht gedacht, dass ich mal 67 Euro Porto zahlen würde... und das auch noch gerne, nur damit unsere geliebte Tochter an ihrem Geburtstag etwas hat, über das sie sich freut. 

Wir haben Dich unglaublich lieb, Julia!


Siehe auch den dazu passenden Eintrag in Meikes Blog mit einigen weiteren Infos





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