Die Rückkehr
des verlorenen Kindes
26.08.2022
Abholen vom Flughafen
Vorgestern, am 24.08., war es endlich soweit und wir konnten Julia vom Flughafen Hamburg abholen! 329 schier endlose Tage nach dem ich Julia früh morgens in Hamburg zum letzten Mal in den Arm genommen hatte stand sie nun endlich wieder vor mir. Das wurde dann doch etwas emotional.
Der Rückreise
begann für Julia bereits einen Tag zuvor. Am Dienstag (23.08.) fuhr sie nachmittags gemeinsam mit Meike von Kpalimé nach Lomé zum Flughafen. Dort ging der Flieger um 23 Uhr Ortszeit (also 1 Uhr nachts bei uns) nach Paris. Nach der Landung um fünf nach 7 Uhr morgens. Der nächste Flieger nach Hamburg startete um 7:20 Uhr. Den konnte man natürlich nicht erwischen und musste den nächsten nehmen. Der ging dann erst um 15:37 Uhr mit 'ner halben Stunde Verspätung weiter, also 8 Stunden später, und landete in Hamburg um 17:05 Uhr. Insgesamt war Jule zu diesem Zeitpunkt also schon über 24 Stunden unterwegs.
Wir warteten in dieser Zeit voller Vorfreude:
Und natürlich wurde auch Meike von ihrer Familie ungeduldig erwartet...
Um 17:27 Uhr war es dann endlich soweit und Niklas fiel seiner geliebten Schwester nach so langer Zeit endlich mal wieder in die Arme. Was für eine Moment.
Zu Hause angekommen...
ging es erstmal auf die Terrasse. Eigentlich war ja ein schönes gemeinsames Grillen geplant, aber Julia war verständlicher Weise so platt, das es nach einer ausgiebigen Dusche (mit warmem Wasser!! Das gab es weder im Urlaub in Benin noch in Ghana ...) hatten wir dann Pizza, Croque & Co. bestellt und den Tag ausklingen lassen. Victoria, Julias kleine Schwester, hatte sich extra in ihr in Togo genähtes Kleid geworfen. Julia hat dann noch bis ca. 22 Uhr durchgehalten und ist schließlich in ihr Bett geplumpst.
Sie war zuvor ein wenig in Sorge, ob sie nach 11 Monaten gemeinsam mit Meike überhaupt alleine einschlafen kann, aber es hat dann doch gut geklappt. Nur die Mücken haben genervt. Die hat nämlich Meike die letzten 11 Monate für sich allein beansprucht. 😂
Wen bekommen wir zurück?
Ich gestehe, dass ich mich neben der wohl selbstverständlichen Vorfreude auf Julia auch ein wenig geängstigt hatte. Wie sehr mochte sich Julia in diesem Jahr verändert haben? Würde sie sich noch wohlfühlen bei uns? Und überhaupt war es natürlich nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft, die Julia in ihr eigenes Leben, ihre eigenen vier Wände führen würde. Und dabei kann ich noch froh sein, denn Julia wird zunächst noch bei uns wohnen bleiben. Meike zum Beispiel zieht es aus ihrer Heimat Schwerin umgehend zum Studium nach Berlin und Lizanne aus ihrer Heimatstadt Biberach in Baden-Württemberg sogar in die Schweiz. Und trotzdem.
Aber wie es aussieht, fühlt sich Julia noch wohl (Foto von gestern, als wir das Grillen dann nachgeholt haben). Und sie scheint auch nicht vollkommen verändert, zumal wie über den häufigen WhatsApp-Kontakt ja auch so einige Einflüsse und vielleicht existierende schleichende Veränderungen mitbekommen haben. Es könnte also sein, dass andere Menschen, die sie ein Jahr gar nicht erlebt haben, mögliche Veränderungen eher wahrnehmen, als ich.
Besonders schön war auch das Wiedersehen übrigens mit ihrer Raya. Julia war lange in großer Sorge, dass ihre Raya sie gar nicht wiedererkennt. Aber diese Sorge war offenkundig unberechtigt. 😁
Die nächsten Termine ...
Heute ging es dann gleich weiter. Julia hatte bereits um 8 Uhr morgens einen Termin beim Bernhard-Nocht-Institut (siehe auch hier) zu einer tropenmedizinischen Untersuchung auf die üblichen Verdächtigen (also Malaria etc.) und heute Nachmittag um 14 Uhr geht es dann weiter zum Optiker wegen der Kontaktlinsen. Morgen gehen wir Julias dann gleich wieder bis Dienstag verlustig, wenn Sie sich nämlich mit dem ASB auf dem Indian Spirit Festival als Sani rumtreibt. Sei's ihr gegönnt. Wegen Corona wurden bekanntlich sämtliche Festivals in 2021 abgesagt und alle bisherigen in diesem Jahr (z.B. das Airbeat) hat sie ja wegen Togo verpasst.
Am Mittwoch dann hat sie einen Zahnarzt-Termin und am darauffolgenden Montag beginnt ihr Rückkehrer-Seminar (05.09. bis 09.09.) vom DRK und gleich am nächsten Tag beginnt sie ein Erste-Hilfe-Ausbilder-Seminar vom ASB in Barth an der Ostsee (10.09. bis 18.09.). Volles Programm und nicht zu viel Zeit zum Grübeln. :)
Aber zum Abschluss noch einmal ein paar letzte Togo-Bilder, die Julia mir im Juli schon geschickt hatte, für dich ich aber bedingt durch die Ghana-Reise einfach keinen Platz hatte:
Julias letztes selbst gemaltes Bild.
Auch von Anani musste man sich verabschieden.
Zwei Fotos von Julia und Abel. Wie man sehen kann, ist Abel auf diesen Bildern an der Hand verletzt. Das ist passiert, als Abel mit seinem Moto schwerbeladen mit diversen Tüten für das Centre gestürzt ist.
Nun musste Abel aber unbedingt zu einer Kirchen-Feier eine knappe Stunde mit dem Moto entfernt. Was für ein Glück, dass er Julia inzwischen perfekt als Fahrerin ausgebildet hatte. Nach einer letzten Testfahrt über eine möglichst buckelige Piste in Kpalimé durfte Julia dann ausnahmsweise mal das Moto-Taxi für Abel spielen.
Abel hat dazu einen Film aufgenommen. Julia weist an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass hier nur der absolut beste Teil der Strecke zu sehen ist. Naja, ansonsten hätte Abel wohl auch nicht so todesmutig sein Handy riskiert... 😂
Im Krankenhaus in Kpalimé
Das war einer von Julias Kollegen im Krankenhaus, mit dem sie sich besonders gut verstanden hat. Die meisten waren zwar freundlich, erklärten aber wenig, Dieser Kollege war da anders, nahm sie wirklich mit und hat ihr geholfen und verdient diese Heraushebung.
Julia bei der Arbeit. Viel Zeit verbrachte sie notgedrungen wartend und ohne Beschäftigung. Jemand hat es ihr wohl so erklärt:
Die meisten Leute in Togo nehmen eine Arbeitsstelle an, um Geld zu verdienen, nicht um zu arbeiten.
Hier seht ihr Lizannes Abschied, rund eine Woche bevor Meike und Julia selbst aufgebrochen sind.
Das war's noch nicht!
Julias Idee war es, mit dem Blog hier noch nicht zu enden. Begonnen hatte der Blog ja auch nicht in Togo, sondern mit dem Reisevorbereitungen Anfang September 2021. Und so soll er dann auch enden mit dem Rückkehrer-Seminar. Das ist vielleicht nicht für alle spannend, rundet den Blog aber auch aus meiner Sicht gut ab. Ein voraussichtlich letzter Blog-Eintrag kommt dann also noch und dann war's das.
Ich danke euch, die ihr den Blog und somit Julias Erlebnisse und meinen Trennungsschmerz verfolgt habt, sehr dafür, dass ihr diesen Weg gemeinsam mit uns gegangen seid und wünsche euch alles Gute für die Zukunft! Viele tolle Erfahrungen, viel Glück und - als Ü50er darf ich das sagen - Gesundheit!
Möge der Saft mit Euch sein!
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Toller Blog! Vielen Dank das ich dabei sein durfte.
AntwortenLöschenEs freut mich sehr, wenn der Blog gefallen hat, wer auch immer Du sein magst, anonymer Besucher ;)
LöschenNun sind es schon wieder vier Monate, seit dem Julia zurück ist. Es ist unglaublich...